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Interview mit Internatsschüler in San Lorenzo

20.10.2023

Interview mit Internatsschüler in San Lorenzo

Das Internat Colegio Estudial Santa Isabel in San Lorenzo unterstützen wir seit vielen Jahren. Um Ihnen exemplarisch einen Einblick in den (Schul-)Alltag der Jugendlichen dort zu geben, haben wir mit einem Schüler ein schriftliches Interview geführt, das wir Ihnen hier auszugsweise vorstellen möchten.
Der 12-jährige José Germán wohnt und lernt seit einem Jahr im Internat. Er stammt aus La Cueva, einem ca. 85 Kilometer von San Lorenzo entfernten Dorf und wohnte dort mit seiner Mutter und seinen beiden jüngeren Brüdern. Seine Mutter

lebt wie viele Menschen in der Region von der Feldarbeit. Josés Vater ist bereits verstorben.
Weil die Fahrt nach Hause für José sehr weit ist, besucht er seine Familie im Durchschnitt nur alle fünf Monate. Auf die Frage, wie er sich fühlt, wenn er an Zuhause denkt, antwortet er: „Ich vermisse meine Mutter und meine Brüder. Aber da ich der Älteste meiner Geschwister bin, muss ich ein gutes Vorbild sein, obwohl es mich sehr traurig macht, nicht bei ihnen zu sein.”
In seinen Schilderungen wird deutlich, wie sehr das Internat und die anderen Jugendlichen zu Josés Lebensmittelpunkt geworden sind: “Der normale Tagesablauf sieht so aus, dass wir morgens gemeinsam frühstücken und dann zum Unterricht gehen. Mittags kommen wir zurück, decken den Tisch, essen zu Mittag, waschen Wäsche und machen eine Pause. Um 14 Uhr gehen wir wieder in die Schule und kommen um 18:30 Uhr zurück. An manchen Tagen gehen wir zur Messe, essen zu Abend und machen dann bis 22 Uhr in der Aula unsere Hausaufgaben. An den Wochenenden sehen wir uns Videos an, spielen auf dem Platz und tanzen auch. Außerdem mache ich meine Hausaufgaben und spiele Schach.” Alle zwei Wochen verlässt José das Internat am Wochenende, um seine in der Nähe lebende Tante zu besuchen und ihr zu Hause zu helfen.
Da seine Mutter sich nur ein kleines Taschengeld für ihren ältesten Sohn erlauben kann, sind größere Einkäufe in der Stadt für ihn nicht möglich. Es reicht „für das Nötigste”, so José. Benötigte Schulsachen schickt ihm seine Mutter meist direkt zu. Auch wenn er noch ein paar Jahre bis zu seinem Schulabschluss vor sich hat, so weiß José doch jetzt schon genau, was er als Erwachsener machen möchte: „Ich möchte die Schule mit guten Noten abschließen und dann Lehrer werden, damit ich möglichst vielen Menschen, die mich brauchen, helfen kann.”

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